Nach mehreren Monaten der Stille erwacht die Modewelt wieder zum Leben – und zwar mit einem Paukenschlag. Demnas Rückkehr zu Gucci, Maria Grazia Chiuris Abschied von Dior und Francesco Rissas unerwarteter Abschied von Marni. Und jetzt? Ein weiterer großer Name steht im Fokus der Modewelt: Fendi. Laut dem Magazin WWD laufen derzeit erste Gespräche mit Willy Chavarria, einem Designer, dessen Arbeit queere Ästhetik, lateinamerikanische Wurzeln und eine radikal zeitgenössische Sichtweise auf Männlichkeit vereint.

Eine radikale Vision für das römische Modehaus?

Willy Chavarria ist kein Name, den die Modebranche mit dem traditionellen Konzept von Luxus in Verbindung bringen würde. Seine Shows haben oft die Form emotional aufgeladener Manifeste, die in Kirchen und Gemeindezentren mit einem Cast inszeniert werden, der sich über konventionelle Schönheitsstandards hinwegsetzt. Seine Januar-Kollektion, die anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Marke in Paris präsentiert wurde, stieß auf begeisterte Reaktionen, und laut Quellen hinter den Kulissen wurde sein Name damals erstmals inoffiziell mit Fendi in Verbindung gebracht.

Seit Kim Jones im vergangenen Herbst seinen Posten als Kreativdirektor der Damenkollektionen von Fendi aufgegeben hat, ist das römische Modehaus auf der Suche nach einer neuen Vision. Namen wie John Galliano, Pierpaolo Piccioli, Maria Grazia Chiuri und Francesco Risso sind in der internen Auswahl aufgetaucht. Umso überraschender ist es, dass Chavarria, ein Autor mit so starken politischen Ansichten und einem ausgeprägten persönlichen Stil, zu den potenziellen Kandidaten gehört. Sollte es zu einer Einigung kommen, wäre dies eine der radikalsten Entscheidungen, die LVMH in den letzten zehn Jahren getroffen hat.

Ein neues Jahrhundert, eine neue Vision

Während die Verhandlungen weitergehen, bleibt Silvia Venturini Fendi weiterhin für die Herrenkollektionen und Accessoires verantwortlich. Auf der Mailänder Modewoche im September wird sie auch eine weitere gemischte Kollektion präsentieren, die als Übergangsmoment vor den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Marke gedacht ist. Chavarria bleibt als möglicher Kandidat im Rennen, aber das Einzige, was zum jetzigen Zeitpunkt unbestritten ist, ist, dass Fendi in eine neue Ära eintritt.